„Im Wald und auf der Heide“

13. August 2021

Im Zuge ihrer Sommerwahlkreistour traf sich die Bundestagsabgeordnete Andrea Lindholz mit dem Forstamtsleiter der Stadt Alzenau, Bernd Handlbichler, dem neuen Forstbetriebsleiter der Bayerischen Staatsforsten Heigenbrücken, Maurice Schwarz, den Vorsitzenden der Jägervereinigungen Aschaffenburg und Kahlgrund, Johannes Maidhof und Dr. Andreas Treitl. Bei den Gesprächen rund um die Themen Waldumbau, Naturschutz, Aufforstung, Abschussplan, bleifreie Munition und Nachtsichttechnik, wurde eins deutlich, es gibt keine einfachen Antworten für die Herausforderungen in diesen Bereichen. Der Stadtwald in Alzenau kämpft auf einigen Flächen mit der dort typischen Trockenheit und dem Sandboden. Nach dem Sturm 2019 wird hier von der Stadt Alzenau und dem Freistaat Bayern in Versuchsflächen investiert. Sie sollen zeigen, welche Baumarten mit einem trockenen und warmen Klima am besten zurechtkommen. Parallel dazu muss die „Spätblühende Traubenkirsche“ bekämpft werden. Eine eingeschleppte „Baumart“, die sich in Alzenau jedoch nicht als Baum, sondern lediglich als Buschwerk entwickelt und alle übrigen Bäume verdrängt. „Es ist eine enorme Kraftanstrengung diese Herausforderung zu meistern. Ich denke aber, dass Ihr ein starkes Team in Alzenau habt und Euch das gelingt“, so Andrea Lindholz zu den Anwesenden beim Waldbegang.

Ganz anders stellte sich die Situation für die Abgeordnete im tiefen Spessart dar. Forstamtsleiter Maurice Schwarz zeigte Andrea Lindholz konkrete Beispiele. Auf den Aufforstungsflächen in Heigenbrücken wachsen bis zu 16 verschiedene Bäume, die alle über die natürliche Verbreitung dort ihre Wurzeln schlagen. Daneben werden gezielt Kastanien angepflanzt, um den Wald auch hier auf den Klimawandel vorzubereiten. Auch der Borkenkäfer hat nur wenige Schäden hinterlassen. Generell planen die Forstbetriebe heute ihren Waldbau für die nächsten hundert Jahre. Ob unsere Anforderungen an den Wald in hundert Jahren noch die gleichen sind, könne man natürlich nicht voraus sehen, meinte Schwarz. Heute ist der Wald Lebensraum, Naherholungsgebiet, Wasserspeicher, CO²-Speicher, Rohstoffquelle, Nahrungsquelle, ein Ort zum Waldbaden und vieles mehr. Noch vor 70 Jahren wurde viel Wald als Reparationsleistung von den Siegermächten abgeholzt und mit schnell wachsenden Fichten aufgeforstet. Diese Monokulturen zeigen heute ihre Schwachstellen. In Alzenau wurde der Wald im Prischoss vor rund 200 Jahren gepflanzt, um vor allem die Felder dadurch zu schützen, dass er den sandigen Boden quasi festhält. Eichen- und Buchenwälder wurden von den Fürsten bevorzugt als „Mast-Bäume“ für das Wild und die Jagd gepflanzt. Schnell wachsendes Nadelholz hingegen wo viel Bau- und Brennmaterial gebraucht wurde. Andrea Lindholz: „Diese vielen verschiedenen Interessen und die dadurch entstandenen Strukturen machen eines deutlich: In Zukunft darf sich der Waldbau nicht nur auf ein Ziel konzentrieren, sondern muss immer alle Interessen im Blick haben. Auch die Generationen, die noch nicht geboren sind, müssen später die gleichen Möglichkeiten haben den Wald zu nutzen.“

Einen Blick „hinter die Kulissen“ bot sich für die Abgeordnete auch beim Gespräch mit den Jägern. Zu diesem Anlass lud der neu gewählte Vorsitzende der Jägervereinigung Aschaffenburg, Johannes Maidhof, auf die Jagdhütte ein. Mit dabei war auch der Vorsitzende der Jägervereinigung Kahlgrund Dr. Andreas Treitl und Listenkandidatin zur Bundestagswahl Anna Hajek, die ebenfalls Jägerin ist. Auf die Frage von Andrea Lindholz: „Wie ist denn bei den Jägern so die Stimmung?“, musste zunächst die Frage geklärt werden, wer den eigentlich „die Jäger“ sind. Tatsächlich befindet sich die Jagd in einem Wandel. Während manche noch von Eltern und Großeltern jagdlich geprägt sind, machen heute viele den Jagdschein, um die Nahrungsquelle „Fleisch“ selbst in der Hand zu haben. Nicht selten wird der Jagdschein als ein „Must have“ neben dem Segelschein, Bootsführerschein, Platzreife (beim Golf) usw. angesehen. Darüber hinaus sind alle Generationen und auch Frauen immer stärker vertreten. Die Vorstellung des Jägers als „älteren Herren mit Dackel“  trifft daher eher selten zu. Die überwiegende Mehrheit der Jäger, die ihre Aufgaben in einem Revier gewissenhaft ausführen, steht jedoch vor ähnlichen Herausforderungen wie die Förster. Um das Wachstum des Waldes zu fördern, muss der Wildbestand reguliert werden. Das gibt die Untere Jagdbehörde genau vor. Wird zu wenig oder zu viel Wild geschossen, können Geldstrafen verhängt werden. Gleichzeitig gilt es den Bestand an Wildschweinen zu reduzieren, die darüber hinaus oft Schäden in den Feldern der Bauern verursachen. Auch diese Schäden zahlt der Jäger aus eigener Tasche. „Das war auch schon Thema bei mir im Innenausschuss, als es um die Nachtsicht-Technik ging“, so Andrea Lindholz. „Es ist nun mal so, dass unterschiedliche Aufgaben auch unterschiedliche Techniken notwendig machten. Am Ende zählt die Sicherheit und dass das Wild nicht leidet. Da muss Politik und Jägerschaft nochmal an einen Tisch kommen.“, so die Abgeordnete weiter. Im weiteren Gespräch wurde deutlich, dass auch die Öffentlichkeit mehr an das Thema Jagd herangeführt werden sollte.

Das Erlegen des Wildes selbst macht vielleicht 5% der jagdlichen Tätigkeiten insgesamt aus. Die übrigen 95% werden nur selten gesehen. Auch das Fällen von Bäumen im Forst ist nur ein Bruchteil der Arbeit eines Försters und der Waldarbeiter. Ziel muss es sein, über die Tätigkeiten im Wald und auf der Heide mehr aufzuklären. Nur so könne Bürgerinnen und Bürgern sowie politischen Entscheidungsträgern aufgezeigt werden, dass es auch in diesem Bereich keine einfachen und schnellen Lösungen für komplexe Probleme gibt.